Deutsch Intern
  • LFS DIGI als einzelne Buchstaben auf Tisch
Lern- und Forschungsstelle des Instituts für Sonderpädagogik Digital

Podcasts im Unterricht

von Marie-Therese Tippach und Fanny Deufel

In diesem Artikel geht es darum, Lehrkräften einen Überblick über die Verwendung von Podcasts im und für den Unterricht zu geben. Nach Recherchen allgemeiner Informationen zu Podcasts und deren Verwendung wurden drei verschiedene Programme getestet und verglichen. Der Vergleich dient dazu herauszufinden, ob die Programme zur eigenständigen Aufnahme eines Podcasts von Lehrkräften, aber auch Schüler*innen mit Lernbeeinträchtigungen und damit für den Unterricht geeignet sind. Gleichzeitig widmeten wir uns der Verwendung verschiedener Endgeräte zur Aufnahme dieser Podcasts und stellten anschließend unsere Ergebnisse in Bezug auf beide Gruppen dar.

Podcasts sind ein Medium, das sich in der heutigen Zeit an zunehmender Beliebtheit erfreut. So ist die Anzahl der Personen, die regelmäßig Podcasts hören, seit 2016 von 14% innerhalb von fünf Jahren auf 38% im Jahr 2021 gestiegen (Rabe 2021). Der Anteil der jugendlichen Podcasthörer*innen zwischen 14 und 19 Jahren liegt bei ungefähr einem Drittel (Hammerschmidt 2020, 27). Dies ist für unser Projekt interessant, da wir uns im Folgenden auf eine jugendliche Zielgruppe fokussieren. Das Wort Podcast bildet sich aus den Begriffen „Pod für ‚play on demand‘ und cast, abgekürzt vom Begriff Broadcast (Rundfunk)“ (Markgraf 2018). Es handelt sich dabei um Produktionen im Audio- oder Videoformat, welche online gehört oder heruntergeladen werden können (ebd.). Eine Besonderheit stellt die einfache Produktion eines Podcasts dar, sodass nahezu jede Person mit einem technischen Endgerät einen Podcast produzieren und veröffentlichen kann (Hammerschmidt 2020, 29). Dies erklärt auch die Fülle an Podcasts auf den diversen Streaming-Plattformen: allein im Frühjahr 2020 waren zum Beispiel auf Spotify 22.000 Podcasts in der deutschen Sprache verfügbar (ebd., 27).

Kompetenzen der Schüler*innen

  • Basiswissen zum Umgang mit dem jeweils genutzten technischen Gerät
  • Selbstorganisation und Orientierung im Programm und Endgerät
  • Eigenverantwortung bei der Projektplanung, Durchführung sowie Bewertung
  • Lesen, Hören, Sprechen
  • Feinmotorik
  • Grundverständnis von Schallwellen (bzgl. Lautstärke oder Länge eines gesprochenen Abschnitts)

Kompetenzen der Lehrkräfte

  • Kenntnisse zum Umgang mit digitalen Endgeräten
  • Grundlegende Kenntnisse zur Verwendung der Programme
  • Wissen über die Verbreitung von Podcasts
  • Gefahren und Risiken bei der Nutzung von digitalen Endgeräten
  • Problemlösefähigkeit
  • z. B.: Einspielen von lizenzfreier Musik aus externen Plattformen

  1. Festlegen der Bezugsgruppe
  2. Beschließen des Themas
  3. Bestimmen der Sozialform
    --> Festlegen, in welchem Kontext der Podcast eingesetzt werden soll
  4. Sammeln erster Gedanken und Informationen zum Thema
  5. Erste Überlegungen zur Gestaltung
    - Aufnahme mit einer oder mehreren Personen?
    - Gespräch oder Vortrag?
    - Festes Skript oder freies Sprechen?
  6. Formulierung des Textes
  7. Spezifische Überlegungen zur Gestaltung
    - Musik, Zwischenspiele und Effekte an welcher Stelle einfügen?
  8. Auswahl von Endgerät, App & ggf. Mikrofon
  9. Testaufnahme
    - Ziel: Anpassungen der Einstellungen (z. B. Lautstärke)
  10. Aufnahme
  11. Schneiden der Audioaufnahme
  12. Einfügen von Musik, Zwischenspielen, Effekten, ...
  13. Umwandlung in mp3

Im Folgenden werden die Programme GarageBand, Anchor  und Audacity  anhand der Kriterien Handhabung und Komplexität, Design, Qualität, Optionen zur Gestaltung des Podcasts sowie Barrieren im Hinblick auf Schüler*innen mit Lernbeeinträchtigungen analysiert.

GarageBand

GarageBand fällt vor allem durch eine komplizierte Handhabung auf. Aus diesem Grund ist es nötig, sich gut in das Programm einzuarbeiten. Die App ist nicht ausschließlich für die Erstellung von Audioaufnahmen gedacht, sondern zur Kreation von Musik jeglicher Art. Dadurch beinhaltet das Programm viele Einzelheiten in den Einstellungen, welche für das eigene Projekt angepasst werden müssen. GarageBand zeichnet sich durch ein professionell wirkendes Design aus. Allerdings kann es gerade für Jugendliche mit Einschränkungen im Arbeitsgedächtnis oder einer Aufmerksamkeitsproblematik gegebenenfalls zu einer Überforderung kommen, da die App auf den ersten Blick unübersichtlich wirkt. Das Programm zeichnet sich durch eine hohe Qualität aus. Zu beachten ist jedoch, dass ein externes Mikrofon für die Aufnahme verwendet werden sollte, da ansonsten Hintergrundgeräusche aufgezeichnet werden, welche beim Abspielen als störend empfunden werden. Die Störgeräusche können mit der Funktion „Noise Gate“ im Nachhinein entfernt werden. In Bezug auf die Optionen zur Gestaltung eines Podcasts zeigt GarageBand eindeutig Pluspunkte. So kann man aus einer Vielzahl von Tönen und Liedern auswählen. Daneben ist es möglich, beispielsweise die eigene Stimme als „Monsterstimme“ erklingen zu lassen. Dies könnte Kindern im Grundschulbereich Freude bereiten. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Geschwindigkeit sowie Lautstärke der verschiedenen Tonspuren individuell angepasst werden kann. Für Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist die Nutzung von GarageBand dennoch nicht empfehlenswert. Neben der beschriebenen Reizüberflutung weist die App viele Fremdwörter aus dem Englischen beziehungsweise musikspezifische Fachsprache auf. Ein weiterer Nachteil ist, dass GarageBand ausschließlich auf Apple-Geräten installiert werden kann. Da es sich um eine Musik-App handelt, gibt es neben der Stimmaufnahme eine Reihe von Musikinstrumenten, welche Schüler*innen schnell zum Spielen verleitet.

Anchor

Für die Nutzung von Anchor ist die Erstellung eines Accounts inklusive E-Mail-Adresse nötig. Zudem lädt die App die fertigen Podcastfolgen automatisch auf Streaming-Plattformen wie Spotify und Google-Podcasts hoch, wenn dieser Option nicht im Voraus widersprochen wird. Deshalb sollten bei diesem Programm im Besonderen datenschutzrechtliche Aspekte beachtet werden. Die App ist zwar auf Deutsch gestaltet, allerdings sind einzelne Funktionen wie beispielsweise „Sounds“ oder die Bezeichnung der einzelnen Musiksequenzen auf Englisch. Das Programm ist weitgehend selbsterklärend. Für die Aufnahme eines Podcasts kann man zwischen fünf einfachen Funktionen wählen. Möchte man eine Podcastfolge bestehend aus mehreren Sequenzen mitsamt Musik im Ganzen speichern, muss man dies über die Anchor-Internetseite tun, wozu ein Internetzugang erforderlich ist. Was das Design angeht, ist die App sehr ansprechend, da sie wenige relevante Podcast-Funktionen beinhaltet und diese durch kleine Icons verbildlicht sind. Zudem ist auch die grafische Oberflächengestaltung klar strukturiert und die mit dem Handy aufgenommene Audiodatei von einer guten Qualität, obwohl das Mikrofon nicht eingesetzt wurde. Somit kann die App gut in der Schule verwendet werden, selbst wenn kein Mikrofon zur Verfügung steht. Anchor bietet diverse Möglichkeiten den eigenen Podcast zu gestalten. So kann man mit mehreren Personen auf verschiedenen Geräten aufnehmen oder Sprachnachrichten anderer Anchor-Nutzenden in den Podcast einbauen. Zudem ist es möglich aus einer Vielzahl von lizenzfreien Zwischenspielen und Sounds auszuwählen. Anchor ist eine Podcast-App, mit der man nicht nur Podcasts erstellen, sondern auch die der anderen Nutzer*innen anhören kann. Dies werten wir als Manko, da Schüler*innen dadurch abgelenkt werden könnten. Trotzdem ist die App für sonderpädagogischem Förderbedarf zu empfehlen, da Anchor nur eine knappe Einführung benötigt, wenig Text beinhaltet und durch die Icons leicht bedienbar ist.

Audacity

Für die Anwendung von Audacity ist es empfehlenswert, sich eine Anleitung zur Einführung in das Programm anzusehen. Eine Einarbeitung in die nötigsten Funktionen ist dadurch schnell möglich. Die App weist diverse Möglichkeiten zur Veränderung der Tonspur auf, welche für Ungeübte nicht sofort verständlich sind, da Fachvokabular aus dem Bereich der Tontechnik (z. B. „Hüllkurvenwerkzeug“) genutzt wird. Das Design von Audacity wirkt veraltet und dadurch nicht sonderlich ansprechend für Kinder oder Jugendliche. Abgesehen davon ist das Programm jedoch übersichtlich, da die wichtigsten Funktionen in Form von Icons dargestellt sind. Dennoch sind auch Einstellungen abgebildet, welche für eine Aufnahme für die Schule nicht von Nöten sind, weshalb es bei Kindern oder Jugendlichen zu einer Überforderung kommen könnte. Sowohl mit als auch ohne Mikrofon sind Audioaufnahmen qualitativ hochwertig. Audacity wie auch Anchor zeichnen im Gegensatz zu GarageBand auch ohne Mikrofon keine Hintergrundgeräusche auf. Außerdem stellen GarageBand und Anchor lizenzfreie Musiksequenzen und Töne für die Gestaltung des Podcasts zur Verfügung, was bei Audacity leider nicht der Fall ist. Möchte man dort Musik verwenden, ist es nötig, lizenzfreie Musik aus dem Internet herunterzuladen und extern einzufügen.

  Tablet Smartphone Laptop/ PC
Handhabbarkeit
  • Sehr handlich
  • Angenehme Bildschirmgröße
  • Übersichtlichkeit durch Anzeigen
  • mehrerer Funktionen
  • Transportierbarkeit
  • flexibler Einsatz im Schulgebäude
  • Sehr kleiner Bildschirm
  • Funktionen können nicht zeitgleich eingeblendet werden (Einarbeitung notwendig)
  • Gute Transportierbarkeit (flexible Einsatzmöglichkeiten)
  • Großer Bildschirm
  • Verwendung einer externen Maus empfehlenswert
  • Externes Mikorofon meist notwendig
  • Ablenkungsgefahr, wenn mehrere Gruppe gleichzeitig einen Podcast aufnehmen (wenig Flexibilität)
Mögliche Barrieren für Lernende
  • Vorinstallierte Spiele-Apps auf dem Tablet verleiten zum Spielen (Geführter Zugriff auf iPad aktivieren)
  • Sehr kleiner Bildschirm (Feinmotorik beachten)
  • Ablenkungsgefahr
  • PCs oder Laptops notwendig
Verfügbarkeit
  • Ausreichende Anzahl an Tablets in der Schule nötig
  • Kinder und Jugendliche besitzen i. d. R. Smartphones
 

Feinmotorik

  • Spezielle Vorkehrungen zur Bedienung notwendig (z. B. Spracheingabe)
  • Verwendung der App Anchor anstelle von Audacity/GarageBand

Kooperation und Unterstützung

  • Schüler*innen mit höherer Lesekompetenz bzw. sinnverstehendem Lesen zusammen mit Schüler*innen, welche eine geringere Lesekompetenz bzw. sinnverstehendes Lesen besitzen
  • Stärken verschiedener Schüler*innen nutzen bei der Einbindung als „Expert*innen“: z. B. in Bezug auf digitale Kompetenzen

Aufmerksamkeit und Wahrnehmung

  • Im Voraus digitales Endgerät im Plenum besprechen: ggf. Anleitung durch Lehrkraft
  • Wortspeicher
  • Symbolbasierte Kommunikation nutzen (Mehrfachcodierung)
  • Lesen, Hören, Sprechen
  • Feinmotorik
  • Grundverständnis von Schallwellen (bzgl. Lautstärke oder Länge eines gesprochenen Abschnitts)

Sprache und Denken

  • Hohe und tiefe Töne von Geräuschen auch als Wellenfunktion abbilden: z. B. geeignete Visualisierung durch Voice Recorder
  • Wortspeicher mit Fachwortschatz (Fachbegriffe und Fremdwörter erklären)
  • Symbolbasierte Kommunikation nutzen (Mehrfachcodierung)
  • Piktogramme
  • Text in Brailleschrift, Vergrößerung des Textes oder assistive Technologie
  • Textentlastende Maßnahmen: Einfache und leichte Sprache, Zeilennummer, Flattersatz statt Blocksatz
  • Sprachniveau prüfen (z. B. Lesbarkeitsindex)
  • Sprachliche Adaption z. B. einfache Sprache oder leichte Sprache
  • Textentlastende Maßnahmen: Einfache und leichte Sprache, Zeilennummer, Flattersatz statt Blocksatz
  • Pfaddiagramme oder andere Visualisierungen (z. B. Flussdiagramme, Symbole und Piktogramme als Handlungspläne)
  • Phasen der Modellierung durch Lehrkräfte (Lautes Denken als Strategie nutzen)

Aufgrund alltäglichen Relevanz von Podcasts ist das Arbeiten mit ihnen im Unterricht gerade für Kinder und Jugendliche interessant. Für den Kontext Schule empfehlen wir die Verwendung der App Anchor. Diese ist durch ihre wenigen Grundfunktionen schnell verständlich, weist aber am Ende trotzdem eine gute Qualität auf. Deshalb ist sie selbst für eine jüngere Zielgruppe (ca. ab der vierten Klasse) gut einsetzbar. In Kombination sehen wir die Nutzung des iPads als geeignet, da es flexibel, sei es in verschiedenen Bereichen des Schulgebäudes oder zu Hause, eigesetzt werden kann. Damit können einzelne Lerngruppen unabhängig voneinander an Projekten arbeiten. Sollte eine Schule keine ausreichenden iPad-Kapazitäten haben, kann alternativ im PC-Raum gearbeitet werden, wobei auf die Anzahl der Gruppen im Raum geachtet werden sollte. Tipp zum Mikrofon: herkömmliche Kopfhörermikrofone haben zwar nicht die beste Qualität, sind aber für die Schule völlig ausreichend. Generell ist für die Podcastarbeit empfehlenswert im Voraus eine kurze Anleitung für die SchülerInnen in Form eines Srceencasts zu erstellen. So wird der Start in die Podcastarbeit erheblich erleichtert.

Zugriff auf unseren Podcastkanal „KikoBeruf“ mit unseren drei Podcastfolgen. Podcast verfügbar auf den Streamingplattformen Spotify und Anchor. Diese erreichen Sie über die folgenden QR-Codes.

QR-Code scannen oder auf den folgenden Link den Podcast anhören: hier gehts zum Podcast

QR-Code scannen oder auf den folgenden Link den Podcast anhören:  hier gehts zum Podcast.

Markgraf, D. (2018): Podcast. In: Gabler Wirtschaftslexikon. Das Wissen der Experten. https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/podcast-53629/version-276702  (zuletzt geprüft: 09.01.2021)

Hammerschmidt, D. (2020): Das Podcast-Buch. Strategie, Technik, Tipps mit Fokus auf Corporate-Podcasts von Unternehmen & Organisationen. Freiburg im Breisgau.

Rabe, L. (2021): Umfrage zur Nutzung von Podcasts in Deutschland bis 2021. In: Statista. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/876487/umfrage/nutzung-von-podcasts-in-deutschland/ (zuletzt geprüft: 06.12.2021)