Deutsch Intern
    Chair of Special Education V - Education for People with Emotional and Behavioural Disorders

    Veranstaltungen im WiSe 2024/25

    Bei jeder Veranstaltung kann ein Punkt für das GSiK-Zertifikat erworben werden.

    Eine Teilnahme ist an einzelnen Veranstaltungen unabhängig voneinander möglich.

    Anmeldung auf WueStudy (05048740) oder per E-Mail: johanna.lawall@uni-wuerzburg.de

    Kontakt für weitere Informationen oder Rückfragen: Johanna Lawall (johanna.lawall@uni-wuerzburg.de)

     

    Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Kompetenz in der Sonderpädagogik“ (IKiS) fand am 21.11.2024 ein Workshop zur Verschränkung von Klassismus und Bildung statt.

    Tanja Abou, selbst Poverty-Class-Akademikerin, begann ihren Workshop mit einer Vorstellungsrunde, in der die Teilnehmenden sie und einander kennenlernen konnten. Anschließend erhielten sie eine erste Aufgabe: In Zweiergesprächen sollten sie sich über zwei Fragen austauschen: „Wann hast du zum ersten Mal festgestellt, dass jemand mehr materielle Ressourcen hat als du?“ und „Wann hast du zum ersten Mal festgestellt, dass jemand weniger materielle Ressourcen hat als du?“. Dabei bewegten sich die Paare durch das Gebäude und tauschten persönliche Erlebnisse aus. Nach ihrer Rückkehr reflektierten die Studierenden und die Referierende gemeinsam über die Übung: Was fiel ihnen leicht, was schwer? 

    Daraufhin gab Tanja Abou einen theoretischen Input zum Thema Klassismus. Sie erklärte Klassismus als Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder sozialen Position und zitierte Theißl und Aumair, die Klassismus als „System der Zuschreibung von Werten und Fähigkeiten, die aus dem ökonomischen Status abgeleitet, oder besser: erfunden und konstruiert, werden“, definieren. Abou ergänzte diese Perspektive mit ihrer eigenen Definition des Klassismus als „systematisches Abgeschnitten-Sein beziehungsweise -Werden von Ressourcen.“ Sie beleuchtete anschließend die historische Verknüpfung von Klassismus und Feminismus und ging dabei auf wichtige Denker*innen wie Bell Hooks, Anja Meulenbelt, Rita Mae Brown und die Gruppe „The Furies“ ein.

    Im nächsten Abschnitt des Workshops wurden Flipcharts mit Fragen im Raum verteilt. Die Teilnehmenden sollten Schätzungen zu Fragen wie „Wie viele Akademiker*innen-Kinder beginnen ein Studium und wie viele sind es bei Arbeiter*innen-Kindern?“ oder „Wie hoch ist der BAföG-Höchstsatz?“ abgeben. Anschließend wurden die Antworten besprochen, besonders überrascht waren die Studierenden über die Antwort zur ersten Frage: 79% der Akademiker*innen-Kinder beginnen ein Studium, aber nur 27% der Arbeiter*innen-Kinder. In diesem Zusammenhang erklärte Tanja Abou auch den sogenannten „Bildungstrichter“, der soziale Ungleichheiten im Zugang zu Bildung verdeutlicht. 

    In der darauffolgenden Gruppenarbeit brainstormten die Teilnehmenden in zwei Gruppen zu möglichen Interventionen gegen Klassismus. Dabei wurden drei Ebenen differenziert und folgende Ansätze gefunden: Auf der individuellen Ebene könnte man Zivilcourage bei Beleidigungen und Diskriminierung zeigen, sich ehrenamtlich engagieren und Klassismus im privaten Umfeld thematisieren. Auf der institutionellen Ebene schlugen die Studierenden Fortbildungen für Mitarbeitende von Schulen und Personalabteilungen oder die Einrichtung eines Referats für Antiklassismus an der Universität vor. Es folgten Ansätze auf der strukturellen Ebene wie die Reform des Bildungssystems, die Änderung der Strafverfolgung bei sozialen Ungleichheiten sowie Vorschläge für politische Maßnahmen.

    Zum Abschluss wurden die Ergebnisse zusammengetragen und die Teilnehmenden konnten reflektieren, was sie aus dem Workshop mitgenommen hatten. Dann gab es Raum für Fragen und Diskussion, in dem viele Studierende die Gelegenheit nutzten, ihre Gedanken zu teilen und gezielte Fragen zu stellen.

    Der Workshop bot eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den Mechanismen und Auswirkungen von Klassismus und ermutigte die Teilnehmenden, auf verschiedenen Ebenen aktiv zu werden. Tanja Abou vermittelte theoretische Grundlagen, förderte den Austausch persönlicher Erfahrungen und stellte praxisorientierte Handlungsoptionen vor.

    Hintergrund der Referierenden:

    Tanja Abou ist queere Poverty-Class-Akademikerin, Social-Justice-Trainerin, Care-Leaverin, systemische Therapeutin, DJ und Kinderbuchautorin. Klassismus ist Schwerpunkt ihrer politischen Bildungsarbeit. Zurzeit ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Hildesheim an der ersten Langzeitstudie zum Thema Leaving Care beteiligt.

    Wir bedanken uns sehr herzlich bei Tanja Abou für den sehr lehrreichen und interessanten Workshop, bei den Studierenden für ihre Teilnahme, rege Mitarbeit und ihr Interesse am Thema, beim GSiK-Team samt studentischen Hilfskräften für die finanzielle und organisatorische Hilfe sowie bei unserem Lehrstuhlinhaber Herrn Univ.-Prof. Dr. Roland Stein für die Unterstützung.

     

    Ein Beitrag von Miriam Lange, studentische Hilfskraft am Lehrstuhl Pädagogik bei Verhaltensstörungen.

    04.12.2024, 16.00-19.00 Uhr (Zoom)

    Antimuslimischer Rassismus, Islamfeindlichkeit, Islamophobie - es gibt viele Begriffe, die dieses gesellschaftliche Problem versuchen zu benennen, aber welcher Begriff ist der treffendste? Darüber werden wir in diesem Workshop zum Einstieg diskutieren. Danach begeben wir uns auf einen medialen Exkurs durch die deutsche Medienlandschaft seit 9/11 bis heute.  Welche Geschichten über Muslime kennen wir? Wie wird über Muslime in Deutschland und anderswo berichtet?

    Nach dem Workshop weißt du: Welches Bild wir von Muslimen haben und warum? Es ist ein interaktiver Workshop, bei dem diskutiert wird und es Gruppenarbeiten gibt.

    Dalal Mahra ist Projektleiterin bei beim neuen Projekt "EmpowerNet" des Aktionsbündnis muslimischer Frauen in Deutschland e.V. Davor war sie Bildungsreferentin in der Fachstelle für Pädagogik zwischen Islam, antimuslimischem Rassismus und Islamismus in Berlin / ufuq.de.

    Dalal studierte Soziale Arbeit in Potsdam und ist seit 2018 Empowerment-Trainerin zu den Themen antimuslimischer Rassismus und Islamfeindlichkeit. 2020 hat sie "Kopftuchmädchen" gegründet, das erste Medien-Startup für muslimische Frauenstimmen im deutschsprachigen Raum. Für die Arbeit von „Kopftuchmädchen“ erhielt Dalal Mahra den Impact of Diversity Award 2022 sowie die von der Bundesregierung vergebene Auszeichnung als Kultur- und Kreativpilotin Deutschland 2022/23.

    12.12.2024, 16.15-17.45 Uhr (00.103 am Wittelsbacherplatz)

    Wir werden gemeinsam aufzeigen, wie es mit Inklusion im Film vor 10 Jahren aussah , was sich seitdem geändert hat und warum wir trotzdem noch einen weiten Weg zu gehen haben, bis wir in einer diverseren und inklusiveren Filmwelt ankommen werden. Wie werden Beispiele aus unserer reichhaltigen Praxis aufführen und von unseren Erfahrungen erzählen. Im Dialog mit den Studierenden werden wir versuchen, neue Perspektiven auszumachen und mögliche Lösungswege hin in eine diversere Filmwelt zu erarbeiten.

    Der Journalist und Schauspieler Jan Kampmann, der sich nach seinem Journalismus-Studium in Großbritannien und seiner erfolgreichen Berufstätigkeit entschlossen hat, beruflich noch einmal einen ganz neuen Weg einzuschlagen, und zwar den des Schauspielers. 

    Wolfgang Janßen, Betriebswirt, arbeitet seit über 30 Jahren als Kulturmanager, zuletzt 10 Jahre als Verwaltungsleiter der Internationalen Filmfestspiele Berlin, und gründete vor über 10 Jahren die Organisation Rollenfang, weil sein Patensohn mit Down-Syndrom Schauspieler werden wollte. 

    Zur Organisation: "Rollenfang" vermittelt Schauspieler*innen mit Behinderungen an Film- und Fernsehproduktionen und setzt sich für eine vielfältige und diverse Film- und Fernsehindustrie ein.

    16.01.2025, 17.15-18.45 Uhr (02.103 am Wittelsbacherplatz)

    Angesichts der zunehmenden gesellschaftlichen Sichtbarkeit von geschlechterdiversen Personen wird die Kritik am bisherigen Umgang im Sport immer lauter. Insbesondere inter- und transgeschlechtliche Personen erleben im Sport nach wie vor häufig verbale, körperliche und strukturelle Diskriminierung und werden in vielen Sportarten noch immer als grenzüberschreitende Problemfälle behandelt. Dabei spielen biologische Faktoren wie der Chromosomensatz, der Testosteronwert oder der Zeitpunkt der medizinischen Transition eine zentrale Rolle. Im körperzentrierten Sport sind diese Faktoren eng mit Vorstellungen von körperlicher Leistung, Chancengleichheit und Fairness verknüpft. Der Vortrag behandelt die aktuelle Situation geschlechterdiverser Personen und geht dabei besonders auf die Situation von inter- und transgeschlechtlichen Sportler:innen ein.

    Dennis Krämer ist Soziologe an der Universität Münster und erforscht seit mehreren Jahren die Lebenssituationen von geschlechterdiversen Personen. Für seine 2020 veröffentlichte soziologische Studie „Intersexualität im Sport: Mediale und medizinische Körperpolitiken“ wurde er mit dem Nachwuchspreis der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (Sektion: „Soziologie des Körpers und des Sports“) sowie Wissenschaftspreis des Deutschen Olympischen Sportbundes ausgezeichnet. Darüber hinaus ist er Gutachter in einer der ersten interdisziplinären Kommissionen in Deutschland, die sich mit dem sensiblen Thema der medizinischen Behandlung von Kindern mit einer Variante der biologischen Geschlechtsentwicklung befasst (§1631e BGB) und Gründer der DFG geförderten deutsch-japanischen Forschungskooperation „Resilient Healthcare in Times of Crisis“ (RE-CARE).

    29.01.2025, 17.00-18.30 Uhr (00.202 am Wittelsbacherplatz)

    This lecture aims to provide an informed view of Islam underlining how any attempt to understand such religious tradition needs to account for the complex historical context and development of Islam, distinguishing between the premodern and the modern periods.  Such a nuanced approach shall serve to debunk rampant misconceptions about Islam, often reducing its geography, society, and political history into one monolith static perception that cannot withstand any serious scrutiny. Building up on Shahab Ahmed’s perspective in What is Islam? The Importance of Being Islamic, I shall showcase how the broader geography, the heterogeneous identities, and the complex political system of Islam throughout history tell a different story.

    Feriel Bouhafa is a scholar of Arabic/Islamic philosophy with a focus on moral/legal philosophy in medieval thought. After receiving her Ph.D. from Georgetown University in 2016, she took fellowships at Harvard Centre of Middle Eastern Studies, the Orient Institute in Beirut, and the Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Later, she joined the Faculty of Divinity at the University of Cambridge where she served as a lecturer (2017-2020 senior research associate (2020-2021). Since October 2021,  She has been appointed as the junior professor for Islamic and Arabic studies (tenure track) at the Julius-Maximilians-Universität  Würzburg.