SaLeO
Pädagogisches Handeln im Kontinuum von Gesundheit und Krankheit
Projektleitung: Katja Höglinger
Das partizipative Promotionsprojekt widmet sich der Frage, wie pädagogisches Handeln gesundheits- und krankheitssensibel gestaltet werden kann
Förderung: Overheadmittel der Fakultät für Humanwissenschaften
Projektlaufzeit: Seit 2022
Projektteam
Projektleitung: Katja Höglinger (Promotionsvorhaben)
Weitere beteiligte Personen: Selbstvertreter*innen der Deutschen Rheuma-Liga (Forschungspartner*innen)
- Corinna Elling-Audersch (Vizepräsidentin Deutsche Rheuma-Liga & Forschungspartnerin im Projekt)
- Marianne Korinth (Vorstandvorsitzende Rheuma-Liga Bremen & Forschungspartnerin im Projekt)
- Julius Wiegand (PatientPartner & Forschungspartner im Projekt)
Von links: Katja Höglinger, Marianne Korinth, Corinna Elling-Audersch, Julius-Wiegand
Aktuelles
Auszeichnung: Katja Höglinger ist für ihr partizipatives Promotionsprojekt SaLeO mit dem Projektpreis der Deutschen Rheumastiftung ausgezeichnet worden (10.000€). Der Preis wurde ihr und ihren Forschungspartner*innen am 21.09.24 auf dem Deutschen Rheumatologiekongress in Düsseldorf verliehen.
Pressetext: Die Pressestelle der JMU hat über die Auszeichnung berichtet. Den Pressetext finden Sie hier.
Zum Projekt
Hintergrund
Das partizipative Promotionsprojekt „SaLeO“ widmet sich der Frage, wie pädagogisches Handeln gesundheits- und krankheitssensibel gestaltet werden kann. Es gründet auf einem Kontinuumsgedanken der Salutogenese-Theorie nach Aaron Antonovsky (1979, 1987), welcher Gesundheit („health ease“) und Krankheit (im Sinne „health dis-ease“) nicht als absolute Gegenteile, sondern vielmehr als zwei Pole auf einem Kontinuum mit vielfältigen Abstufungen versteht. Diesem Verständnis zufolge sind sowohl Gesundheit als auch Krankheit konstitutive Erfahrungen des Menschseins, die im Kindes- und Jugendalter auch pädagogisch bedeutsam werden (z.B. durch Schmerzen, Fatigue, krankheitsbedingte Fehlzeiten, Veränderungen des sozialen Gefüges, Ableismus) und damit Adaptionen des pädagogischen Handelns erforderlich machen können.
Zielsetzung
Das Projekt zielt auf die Ableitung konkreter Implikationen für eine sowohl gesundheits- als auch krankheitssensible Gestaltung pädagogischen Handelns. Die Verbindung beider Perspektiven ermöglicht die Formulierung eines pädagogischen Handelns, dass die spezifischen Lebens- und Lernumstände von Schüler*innen mit chronischen Krankheiten berücksichtigt (krankheitssensibel), aber nicht zu einer „Verbesonderung“ oder „Aussonderung“ jener Schüler*innen führen soll, da es zugleich um die Vulnerabilität aller Kinder und Jugendlichen weiß und damit die grundsätzliche (Be-)Achtung und Stärkung des gesundheitsbezogenen Wohlbefindens in pädagogischen Kontexten intendiert (gesundheitssensibel).
Vorgehen
Für die Ableitung der Implikationen werden theoretische und empirische Erkenntnisse systematisch und forschungslogisch sinnhaft miteinander verbunden. Dieses Vorgehen erfolgt im Forschungsprozess partizipativ. Drei Selbstvertreter*innen der Rheuma Liga, sogenannte „Forschungspartner*innen“ sind aktiv in das Grundprojekt eingebunden (Marianne Korinth, Julius Wiegend, Corinna Elling-Audersch). Die Partizipative Forschung stellt dabei aber weniger einen einzelnen Projektbaustein, sondern vielmehr eine übergeordnete Haltung dar, welche den gesamten Forschungsprozess leitet und begleitet. D.h. sämtliche Projektschritte, -ziele und -schwerpunkte werden gemeinschaftlich diskutiert und formuliert. Die partizipative Forschung ermöglicht damit ein mehrperspektivisches Denken und Handeln innerhalb des gesamten Forschungsprozesses sowie die Sicherstellung der Relevanz der Erkenntnisse für die Betroffenen und die Zugänglichkeit der Ergebnisse für Akteur*innen in der Praxis (z.B. Lehrkräfte, Eltern, Betroffene).
Erkenntnis- und Praxisgewinn
SaLeO soll die Sichtbarkeit von chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter erhöhen und verdeutlichen, dass gerade der Pädagogik selbst eine hohe Verantwortung zukommt, Schule und Unterricht so zu gestalten, dass alle Kinder und Jugendlichen – d.h. unabhängig davon, in welchem Bereich des Kontinuums sie sich gerade bewegen – bestmöglich lernen und ihre Potenziale entfalten können. Dies gilt insbesondere für Erkrankungen, die in pädagogischen Kontexten bislang nahezu unsichtbar bleiben, wie z.B. rheumatische Erkrankungen wie die Juvenile Idiopathische Arthritis.
Mit dem Projekt soll damit sowohl der Diskurs über die grundsätzliche Gestaltung von Pädagogik befördert als auch zu einer realen Verbesserung der spezifischen schulischen Situation von Kindern mit chronischen Erkrankungen (wie z.B. rheumatische Erkrankungen) beigetragen werden. Ein großes Anliegen des Projekts ist es daher, die Erkenntnisse für alle beteiligten Akteur*innen zugänglich zu machen. Im Rahmen der Promotion wird daher eine Monografie erstellt, welche wesentliche Grundlagen der Thematik und konkrete Implikationen für das gesundheits- und krankheitssensible pädagogische Handeln vermittelt. Diese Arbeit soll als Open-Access Publikation veröffentlicht werden, damit sie für alle Lehrkräfte, Referendar*innen und weitere pädagogische Fachkräfte grundsätzlich kostenfrei zugänglich ist, oder auch von betroffenen Schüler*innen und ihren Eltern gelesen und an das pädagogische Personal herangetragen werden kann. Weiterhin sollen die Ergebnisse in eine digitale Videoreihe transferiert werden, welche die Kernaussagen anschaulich darstellen und damit ebenfalls als Inspiration für die Reflexion und Gestaltung pädagogischer Praxis dienen sollen.
Literatur
Antonovsky, Aaron (1979): Health, Stress and Coping. San Francisco, California: Joey-Bass Publishers.
Antonovsky, Aaron (1987): Unraveling the mystery of health. How people manage stress and stay well. 1. ed. San Francisco: Jossey-Bass (The Jossey-Bass health series).