Gastvortrag: Einzefallforschung in der Sonderpädagogik / Sprachheilpädagogik
27.05.2024Die Möglichkeit der Einzelfallforschung und deren Relevanz in der Pädagogik, Sonder- und Inklusionspädagogik wurde durch einen Gastvortrag von Jannika Böse (TU Dortmund) und Katharina Rademacher (Universität Bremen) am 23.05.2024 im Seminar „Forschung in Pädagogik und Sonderpädagogik“ bereichert. Anhand aktueller Forschungsprojekte gaben die Referentinnen den Studierenden Einblicke in ihre Forschungsarbeiten.
Jannika Böse (Fachgebiet Sprache & Kommunikation in Rehabilitation und Pädagogik) stellte den Studierenden Daten aus ihrem Promotionsprojekt vor, in welchem der Zweitspracherwerb mehrsprachig aufwachsender Kinder im Übergang zwischen Kita und Grundschule untersucht wird. Anhand ihrer Daten ermutigte sie die Studierenden, nicht nur die Mittelwerte in Interventionsstudien anzuschauen, sondern auch nach individuellen Verläufen der einzelnen Kinder zu schauen, da diese insbesondere im Bereich der Sonder- und Inklusionspädagogik von besonderer Bedeutung sind.
Katharina Rademacher (Arbeitsbereich Inklusive Pädagogik, Förderschwerpunkt Sprache) hob, basierend auf ihrem Promotionsprojekt, die Notwendigkeit der Professionalisierung der Sprachförderkompetenzen angehender Lehrkräfte in inklusiven Settings hervor. In einem dreischrittigen Verfahren erarbeiteten die Studierenden zunächst theoretische Grundlagen im Bereich Sprachförderung und Reflexion, planten darauf basierend sprachfördernde Lernangebote, erprobten diese zunächst mit Peers und später mit Vorschulkindern und reflektierten ihr Sprachförderverhalten jeweils im Anschluss videobasiert. Während des Vortrags wurde hervorgehoben, dass nicht nur die Ebene der Schüler*innen, sondern auch die Rolle und die (sonder- & inklusions-)pädagogischen Fähigkeiten der angehenden Lehrkräfte betrachtet werden müssen, um das Ziel einer optimalen Förderung in inklusiven Settings zu erreichen.
Abschließend wurden erste Ergebnisse aus dem Projekt „More than words“ – Evaluierung der Dortmunder Mutismus Therapie (DortMuT) dargestellt. Anhand des Projekts wird deutlich, dass Gruppendesigns, insbesondere Störungsbilder, Auffälligkeiten und Symptome mit niedrigeren Prävalenzen durch ihre sehr heterogenen Ausprägungsformen und individualisierten Interventionen die Betrachtung des Einzelfalls erfordern. Erst so können Therapieverläufe und -erfolge individuell nachvollzogen werden.
Wir danken Jannika Böse & Katharina Rademacher für Ihre Zeit, die Einblicke in die Einzelfallforschung und den wertvollen Austausch.