Intern
    Pädagogik bei Verhaltensstörungen

    vergangene Veranstaltungen im SoSe 2023

    Bei jeder Veranstaltung kann ein Punkt für das GSiK-Zertifikat erworben werden.

    Eine Teilnahme ist an einzelnen Veranstaltungen unabhängig voneinander möglich.

    Anmeldung auf WueStudy (05048740) oder per E-Mail: johanna.lawall@uni-wuerzburg.de

    Kontakt für weitere Informationen oder Rückfragen: Johanna Lawall (johanna.lawall@uni-wuerzburg.de)

     

    Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Kompetenz in der Sonderpädagogik“ (IKiS) fand am 10.05.2023 die Auftaktveranstaltung zur Queeren Bewegungsgeschichte und der heutigen Lebensrealität mit Nuan und Ele vom Bildungskollektiv fem*ergenz statt.

    Nuan und Ele starteten den Workshop mit einem Stimmungsbild zum Vorwissen der Teilnehmenden zu queeren Themen. Da überwiegend viel Vorwissen vorhanden war, gaben sie nur einige kurze Begriffserklärungen zu Labels wie trans*, queer, nicht-binär oder inter* und eröffneten dann eine Gesprächsrunde, welche Gruppen innerhalb der LGBTQ+-Community welchen Vorurteilen und Diskriminierungsformen besonders ausgesetzt sind. Die Gruppe sammelte zum Beispiel, dass gleichgeschlechtliche Paare oft mit unangemessenen Fragen zu ihren Rollen in der Beziehung („Wer von euch ist denn jetzt der Mann?“) konfrontiert werden, dass trans* Personen beim Zugang zu bestimmten Räumen wie Umkleiden diskriminiert werden oder dass inter* Personen häufig bereits als Babys operiert werden, um eindeutig einem binären Geschlecht angepasst zu werden.
    Anschließend gingen die Referierenden auf einige Meilensteine der queeren Bewegungsgeschichte ein, darunter die Stonewall Riots im Jahre 1969, an deren Jubiläum heute noch der Christopher Street Day gefeiert wird, oder die Geschichte der AIDS-Krise.
    In der Gegenwart angekommen, ging es um aktuelle Entwicklungen in Deutschland und weltweit. Hierzulande waren beispielsweise die Aufhebung des Blutspendeverbots für homo- oder bisexuelle Menschen oder der neue Gesetzesentwurf zum Selbstbestimmungsgesetz für trans* Personen Thema. International wurden die Entwicklungen in Bezug auf trans*feindliche Gesetze in den USA, die LGBT-freien Zonen in Ungarn und die neue Gesetzeslage in Uganda, die Homosexualität teilweise unter Todesstrafe stellt, behandelt. Nuan und Ele schlossen diesen Abschnitt mit dem Fazit ab, dass queere Bewegung und Fortschritte nicht linear verlaufen, sondern es immer wieder auch Rückschritte gibt und daher wichtig bleibt, sich für Akzeptanz und gegen Diskriminierung einzusetzen.
    Es folgte eine Gruppenarbeit zum Zusammenhang von Queerfeindlichkeit und Kolonialismus. In vielen präkolonialistischen Kulturen waren geschlechts-nicht-konforme Menschen ein fester und respektierter Bestandteil der Gesellschaft, zum Beispiel die Hijras in Indien oder Two-Spirits in indigenen Kulturen Amerikas. Mit der Kolonialisierung begannen Europäer*innen, diese aus ihrer Perspektive von der Norm und typischen Geschlechterrollen abweichenden Identitäten zu verurteilen und als „wild“ und „unzivilisiert“ darzustellen. Dies hatte einen großen Einfluss auf die Geschichte der Diskriminierung der LGBTQ-Community, auch wenn anzuerkennen ist, dass auch vor der Kolonialisierung an diesen Orten kein paradiesischer Zustand herrschte und nicht alle Queerfeindlichkeit allein auf den Kolonialismus zurückzuführen ist.

    In einer gemeinsamen Abschlussrunde zeigte sich, dass für viele Teilnehmende besonders interessant war, einen gesammelten und kompakten Überblick über Begrifflichkeiten, Diskriminierung, queere Bewegungsgeschichte und Lebensrealitäten heute zu erhalten und dass ihnen der rege Austausch besonders gefallen hatte.

    Hintergrund der Referierenden:

    Nuan und Ele sind Teil des Bildungskollektivs fem*ergenz und arbeiten seit einigen Jahren zu queeren Themen. Beide verorten sich selbst im queeren Spektrum und bringen ihre persönlichen Erfahrungswelten in ihre Bildungsarbeit ein.

     

    Wir bedanken uns sehr herzlich bei Nuan und Ele für den informativen und austauschreichen Workshop, bei den Studierenden für ihre Teilnahme, Mitarbeit und ihr Interesse an der Themenstellung, beim GSiK-Team samt studentischen Hilfskräften für die finanzielle und organisatorische Hilfe sowie bei unserem Lehrstuhlinhaber Herrn Univ.-Prof. Dr. Roland Stein für die Unterstützung.

     

    Ein Bericht von Miriam Lange, studentische Hilfskraft am Lehrstuhl Sonderpädagogik V, Pädagogik bei Verhaltensstörungen.

    Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Kompetenz in der Sonderpädagogik“ (IKiS) fand am 25.05.2023 ein Workshop zu Antimuslimischen Rassismus, Islamfeindlichkeit, Islamophobie und die Wirkung von Medien mit der Bildungsreferentin Dalal Mahra statt.

    Woran denken wir, wenn wir an den Islam denken? Welche Bilder kommen Menschen aus einer christlich geprägten Perspektive zuerst in den Sinn? Im Rahmen des Workshops „Alle Muslime sind…Wie Medien unser Bild beeinflussen“ wurde sich genau mit dieser Thematik kritisch und interaktiv auseinandergesetzt. Der Workshop wurde geleitet von Dalal Mahra, sie ist Bildungsreferentin in der Fachstelle für Pädagogik zwischen Islam, antimuslimischem Rassismus und Islamismus in Berlin. Zu Beginn des Workshops gab sie einen theoretischen Input zu den Unterscheidungen zwischen Antimuslimischem Rassismus, Islamfeindlichkeit und Islamophobie. Anhand eines Zeitstrahls erhielten die Teilnehmenden des Workshops anschließend einen historischen Rückblick, der die heutige Sichtweise auf Menschen muslimischen Glaubens prägt.

    Schlagzeilen, wie „Können wir wirklich noch mehr Flüchtlinge aufnehmen? Was Beben und Krieg für Deutschland bedeuten“ aus einem kürzlichen Bericht der BILD-Zeitung begegnen den Menschen in Deutschland sehr häufig. Die Medien als wichtiges Instrument spiegeln in Deutschland gesellschaftliche Machtverhältnisse sowie rassistische Realitäten wider und beeinflussen somit das Denken und Handeln. Dalal Mahra zeigte den Workshop-Teilnehmenden dabei mit vielen bildhaften Beispielen die mediale Wirkung und erklärte anhand dieser rassistische Mechanismen, wie beispielsweise Othering, Intersektionalität und Hypersexualisierung.

    Als Gründerin des Medien-Startup „Kopftuchmädchen“ für muslimische Frauenstimmen im deutschsprachigen Raum zeigte Dalal Mahra, wie sie mit Kopftuchmädchen der Entpersonalisierung und Reduzierung auf das Kopftuch innerhalb der Medien beiträgt und muslimische Frauen empowert. Das unter anderem durch Medien erzeugte und konstruierte Bild von muslimischen Frauen soll durch Kopftuchmädchen verändert werden und vor allem sollen muslimische Frauen ihre eigene Lebensrealität zeigen und nicht fremdbestimmt und vorverurteilt werden.

    Dass es in dieser Hinsicht schon einige positive Beispiele gibt, zeigte Dalal Mahra innerhalb des Workshops anhand einiger Werbekampagnen und Film-/und Serientrailern. Vor allem der Film Ms. Marvel wurde den Workshopteilnehmenden als Empfehlung mitgegeben, da in diesem Film eine muslimische Schauspielerin mitspielt, die auch im Film eine muslimische Superheldin darstellt.

    In einer gemeinsamen Abschlussrunde zeigte sich, dass die Teilnehmenden innerhalb des Workshops viele neue Erkenntnisse mitnehmen konnten. Zudem konnten alle üben, Medien und deren erzeugte Wirkung kritisch zu hinterfragen, Rassismusmechanismen zu erkennen und zu benennen und eigene Vorurteile und Stereotype zu reflektieren.

     

    Hintergrund der Referierenden:

    Dalal Mahra ist Bildungsreferentin in der Fachstelle für Pädagogik zwischen Islam, antimuslimischem Rassismus und Islamismus in Berlin / ufuq.de. Dalal studierte Soziale Arbeit in Potsdam und ist seit 2018 Empowerment-Trainerin zu den Themen antimuslimischer Rassismus und Islamfeindlichkeit. 2020 hat sie "Kopftuchmädchen" gegründet, das erste Medien-Startup für muslimische Frauenstimmen im deutschsprachigen Raum. Das Startup produziert Content auf Instagram, YouTube, TikTok und dem eigenen Blog. Für die Arbeit von „Kopftuchmädchen“ erhielt Dalal Mahra den Impact of Diversity Award 2022 sowie die von der Bundesregierung vergebene Auszeichnung als Kultur- und Kreativpilotin Deutschland 2022/23.

    Wir bedanken uns sehr herzlich bei Dalal Mahra für den informativen und austauschreichen Workshop, bei den Studierenden für ihre Teilnahme, Mitarbeit und ihr Interesse an der Themenstellung, beim GSiK-Team samt studentischen Hilfskräften für die finanzielle und organisatorische Hilfe sowie bei unserem Lehrstuhlinhaber Herrn Univ.-Prof. Dr. Roland Stein für die Unterstützung.

    Ein Bericht von Kim Gärtner, wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl Sonderpädagogik V, Pädagogik bei Verhaltensstörungen

    Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Kompetenz in der Sonderpädagogik“ (IKiS) fand am 01.06.2023 eine digitale Veranstaltung mit Naim* Balıkavlayan statt.

    Naim* begann den Workshop mit einer Kennenlernrunde über das Vorwissen der Teilnehmenden zum Thema Interkulturalität und Intersektionalität. Anschließend fand ein intensiver Austausch über den Paradigmenwechsel von Interkulturalität, die sich vor allem auf den kulturellen Aspekt der Migrationsgeschichte von Menschen fokussiert, hin zu Intersektionalität, die mehr Dimensionen der menschlichen Identität umfasst, statt. Naim* erläuterte, wieso dieser Wechsel stattgefunden hat und welche Auswirkungen dies haben kann. Insbesondere die Auswirkungen auf Individuen, aber auch auf gesellschaftlicher und pädagogisch-fachlicher Ebene weckten ein besonderes Interesse der Teilnehmenden.

    Der gesamte Workshop war von einer intensiven Interaktion gestaltet: nach kurzen theoretischen Inputs von Naim* konnten die Studierenden ihre Gedanken und Fragen zu den Themen äußern – dadurch entstand ein kurzweiliger Workshop mit vielen interessanten Gesprächen. Besonders einprägsam war ein von Naim* verfasster Bericht zu den Themen Intersektionalität und Diversität, der bei den Studierenden viele Gedanken und Emotionen auslöste.

    Nach 70 schnell vergangenen Minuten begann Naim*, die Gedanken der Studierenden und Workshopinhalte zusammenzufassen. In der Abschlussrunde zeigte sich anhand der Rückmeldungen, dass die Teilnehmenden viele neue Aspekte gelernt haben und insbesondere der Begriff der Intersektionalität ein neues und umfassendes Verständnis erfahren hat.

     

    Hintergrund der Referierenden

    Naim* Balıkavlayan ist Trainer*in und Berater*in für ein diskriminierungssensibles Diversity. In der Vergangenheit war Naim* an unterschiedlichen Orten in Berlin und München verantwortlich für Projekte in der Antidiskriminierungsarbeit und des Empowerments von marginalisierten Personengruppen.

     

    Wir bedanken uns sehr herzlich bei Naim* für den informativen und austauschreichen Workshop, bei den Studierenden für ihre Teilnahme, Mitarbeit und ihr Interesse an der Themenstellung, beim GSiK-Team samt studentischen Hilfskräften für die finanzielle und organisatorische Hilfe sowie bei unserem Lehrstuhlinhaber Herrn Univ.-Prof. Dr. Roland Stein für die Unterstützung.

    Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Kompetenz in der Sonderpädagogik“ (IKiS) fand am 14.06.2023 ein Vortrag zu der Ausstellung „Barriere:Zonen – Leben und Überleben mit Behinderung weltweit“ von Till Mayer statt.

    Seit dem 07.06.2023 lässt sich im Foyer des Wittelsbacherplatzes eine bewegende Ausstellung besuchen. Porträts von Menschen aus aller Welt und deren Geschichten und Schicksale lassen sich hier betrachten und ermöglichen den Besucher:innen das Eintauchen in eine andere Lebenswelt. Die Porträts der Ausstellung sind vom Journalisten und Fotografen Till Mayer, der bereits seit einigen Jahren in Kriegs- und Krisengebieten arbeitet. In der Ausstellung „Barriere:Zonen – Leben und Überleben mit Behinderung weltweit“ thematisiert Till Mayer die körperlichen und seelischen Verletzungen, die durch Krieg und Konflikte entstehen können.

    Am 14.06.2023 besuchte Till Mayer die Universität Würzburg, um einen Vortrag zu dieser Ausstellung zu halten und die Geschichten der portraitierten Menschen, die er kennengelernt und begleitet hat, weiterzutragen.

    Da Till Mayer erst kurz vor dem Vortrag aus der Ukraine zurückgekehrt ist, begann er seinen diashowbegleiteten Vortrag mit bewegenden Geschichten aus der Ukraine. Chronologisch zeigte er den Anwesenden Fotos zur russischen Invasion in die Ukraine. Dabei erzählte er von den Menschen und Momenten, die er fotografisch festgehalten hat, ihren Geschichten, Ängsten und Sorgen, ihren täglichen Kämpfen und Barrieren, aber auch von ihren Kräften und Potenzialen im Kampf um ein würdiges Leben.

    Im letzten Teil seines Vortrags zeigte Till Mayer weitere Bilder aus Afrika und dortigen Begegnungen. Wie kam es zu der jeweiligen Behinderung? Wie ist das Leben der Menschen mit der Behinderung und welche Träume und Wünsche haben die betroffenen Menschen?
    Immer wieder konnte man sich in die portraitierten Menschen hineindenken und deren bewegenden Geschichten nachempfinden. Durch diese Nähe und die dadurch erzeugte Ergriffenheit, die Till Mayer schuf, ermöglichte er es den Zuschauenden, eine Empathie für die dargestellten Menschen und alle Menschen, die in den Kriegs- und Krisengebieten leben, zu entwickeln sowie eigene Privilegien kritisch zu reflektieren.

    Die Zuhörenden, die aus Studierenden, Mitarbeitenden der Universität, sowie weiteren Gästen bestanden, zeigten im Nachgang des Vortrages eine große Dankbarkeit und Wertschätzung zu dem Einsatz und der wertvollen Arbeit, die Till Mayer leistet.

    Die Ausstellung am Wittelsbacherplatz wird noch bis zum 29.06.2023 zu besuchen sein. Hier lassen sich weitere Porträts und Geschichten aus dem Gaza-Streifen, Kongo, Uganda, Vietnam, Laos und weiteren Ländern entdecken und betrachten.

     

    Hintergrund der Referierenden:

    Till Mayer arbeitet seit vielen Jahren als Journalist und Fotograf eng mit Hilfsorganisationen in Kriegs- und Krisengebieten zusammen. Er hält die Langzeitfolgen von Konflikten und ihre Ursachen seit vielen Jahren in seinen Fotos und Reportagen fest.  Oft richtet er dabei den Fokus seiner Arbeit auf den Überlebenskampf von Menschen mit Behinderung. In seiner Heimat hat er die Leseraktion „Helfen macht Spaß“ aufgebaut, die in Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden Bedürftige unterstützt. Bei der Tageszeitung „Obermain-Tagblatt“ ist er als Redakteur angestellt. Als freier Fotograf und Journalist fotografiert und schreibt er für zahlreiche Zeitungen, Magazine und für Spiegel-Online. Seine Fotos werden weltweit in Ausstellungen gezeigt. Er ist Autor von mehreren Bildbänden. Für sein humanitäres Engagement wurde er mehrfach ausgezeichnet.

     

    Wir bedanken uns sehr herzlich bei Till Mayer für den informativen und austauschreichen Vortrag, bei den Studierenden für ihre Teilnahme, Mitarbeit und ihr Interesse an der Themenstellung, beim GSiK-Team samt studentischen Hilfskräften für die finanzielle und organisatorische Hilfe sowie bei unserem Lehrstuhlinhaber Herrn Univ.-Prof. Dr. Roland Stein für die Unterstützung.

    Ein Bericht von Kim Gärtner, wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl Sonderpädagogik V, Pädagogik bei Verhaltensstörungen.

    Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Kompetenz in der Sonderpädagogik“ (IKiS) fand am 21.06.2023 ein Workshop zur Vielfalt im Kinderzimmer mit Britta Kiwit über Zoom statt.

    Ein Großteil der Sozialisation und Prägung findet bereits im frühen Kindesalter statt. Wenn man sich allerdings beispielsweise deutsche Kinderbücher anschaut, wird schnell klar, dass Kindern meist eine ziemlich einseitige Welt gezeigt wird: Es geht fast immer um weiße mittelständische Kinder, die mit ihrer Mutter und ihrem Vater in einem schönen Haus wohnen. Die Mädchen tragen oft rosa und spielen mit Puppen und die Jungs lieben Fußball. Dabei gibt es ein großes Problem: Bilder und Sprache schaffen Realität. Wenn Kinder immer nur die gleichen Geschichten vorgelesen bekommen, entsteht im Kopf eine Vorstellung von “normal” und “anders” – der ideale Nährboden für Diskriminierung, Rassismus oder Sexismus.

    Genau das ist der Referentin Britta Kiwit aufgefallen, als sie sich durch ihre 3-jährige Tochter mit Kindermedien beschäftigt hat. Zu Anfang des Workshops berichtete sie von einer Situation, die ihr die Augen geöffnet hat: In einer Phase, in der ihre Tochter beim Ansehen von Bilderbüchern sehr häufig auf ihr ähnlich sehende Charaktere zeigte und dabei begeistert ihren Namen sagte, blätterten sie durch ein Buch über Baustellen. Dabei kam diese sonst so häufige Situation kein einziges Mal vor: weil die Tochter sich in keinem der Charaktere – ausschließlich männliche Bauarbeiter – wiederfinden konnte. Als Britta Kiwit von dieser Begebenheit erzählte, betonte sie: Repräsentation ist sehr wichtig für das Selbstwertgefühl und das Selbstbild. Nach dieser Hinführung bekamen die Teilnehmenden die Aufgabe, in Breakout-Sessions zu besprechen, welche Stereotype sie selbst aus Medien für Kinder kennen. Anschließend teilten die Kleingruppen ihre Sammlungen im Plenum, wobei erneut betont wurde, dass Stereotype im Kinderzimmer beginnen. Die Referentin schloss daran an und präsentierte einige Negativbeispiele wie ein pinkes „Mädchenbuch“ mit möglichst „mädchenhaften“ Tipps und Ideen oder das Baustellenbuch, in dem nur männliche Bauarbeiter gezeigt werden. Dabei ging es sowohl um das Vermitteln und somit Aufrechterhalten von Stereotypen als auch um den herrschenden Mangel an Repräsentation von Diversität.
    Im nächsten Schritt äußerten die Studierenden Ideen, wie ein Verlag oder auch Eltern und Pädagog*innen zu mehr Vielfalt beitragen könnten, zum Beispiel durch die sorgfältige Auswahl der vorgelesenen Bücher oder durch Sensitivity Reading, also Gegenlesen bei sensiblen Themen, das von Verlagen im Lektoratsprozess eingesetzt werden könnte.

    Anschließend zeigte die Vortragende noch einige positive Beispiele, in denen Diversität und Repräsentation besonders gut gelungen sind. Darunter war beispielsweise ein Buch über die Abholung im Kindergarten, in dem viele verschiedene Familienkonstellationen unterschiedlicher Geschlechter und Ethnien repräsentiert waren.

    Zum Abschluss gab sie Handlungsvorschläge, was Individuen, Institutionen und Gesellschaften tun können, um für mehr Diversität zu sorgen und Vorurteile abzubauen. Hier nannte sie, sich der eigenen Privilegien bewusst zu werden, bereit zu sein, dazuzulernen, marginalisierten Gruppen zuzuhören und selbst gegen Diskriminierung und Benachteiligung laut zu werden. Mit diesen Appellen und einigen Lese- und Account-Vorschlägen bei weiterem Interesse beendete sie den Workshop.

     

    Hintergrund der Referierenden:

    Britta Kiwit – Unterhaltung trifft Gesellschaftskritik. Wie begegnet man gesellschaftskritischen Themen am besten? Mit Humor! Das beweist Britta Kiwit regelmäßig auf ihrem TikTok-Kanal „avalino.diversity” – und setzt sich auch außerhalb der Social Media-Welt für mehr Diversität und gegen Sexismus und jegliche Art von Diskriminierung ein. Mit ihren unterschiedlichen Projekten fordert sie Vielfältigkeit, Inklusion und Offenheit und engagiert sich für Diversität in Kinderbüchern ebenso wie gegen sexistische Spielzeuge.

    Wir bedanken uns sehr herzlich bei Britta Kiwit für den sehr lehrreichen und informativen Workshop, bei den Studierenden für ihre Teilnahme, Mitarbeit und ihr Interesse an der Themenstellung, beim GSiK-Team samt studentischen Hilfskräften für die finanzielle und organisatorische Hilfe sowie bei unserem Lehrstuhlinhaber Herrn Univ.-Prof. Dr. Roland Stein für die Unterstützung.

    Ein Bericht von Miriam Lange, studentische Hilfskraft am Lehrstuhl Sonderpädagogik V, Pädagogik bei Verhaltensstörungen.

    Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Kompetenz in der Sonderpädagogik“ (IKiS) fand am 22.06.2023 eine digitale Veranstaltung mit Naim* Balıkavlayan statt.

    Naim* begann den Workshop mit einer Kennenlernrunde, in der die Studierende ihr Interesse am Thema des Workshops näher beschrieben. Nach einer kurzen thematischen Einführung erarbeiteten die Teilnehmenden in Gruppen die Begriffe Vorurteile und Stereotypen, Privilegien und Macht, Diskriminierung und Diskriminierungsarten. Beim Austausch über die Gruppenarbeit zeigte sich, wie eng Diskriminierung und Privilegien miteinander verknüpft sind: Privilegien aufgrund bestimmter Merkmalsausprägungen, die meist denen der Dominanzkultur entsprechen, bedeuten auch, dass Menschen, die diese Merkmale nicht erfüllen, häufig Diskriminierung erfahren. Diskriminierung einer Personengruppe führt also auch zur Privilegierung einer anderen Personengruppe. Naim* fasste diese Konsequenz prägnant zusammen: Privilegien sind als Gegenteil der Diskriminierung zu verstehen.

    Im Folgenden wurden verschiedene Arten und Ebenen von Diskriminierung besprochen und durch alltagsnahe und persönliche Beispiele belegt. Naim* verdeutlichte, dass Personen mit unterschiedlichen Merkmalen von unterschiedlicher Diskriminierung betroffen sind und führte dafür den Begriff der Intersektionalität ein.

    Abschließend wurde besprochen, welche Handlungsmöglichkeiten Personen haben, wenn sie nicht selbst von Diskriminierung betroffen sind, aber die Diskriminierung anderer Personen beobachten. Diese Gedanken führten zu einem intensiven Austausch über eigene Diskriminierungserfahrungen und die Bedürfnisse, die die betroffenen Personen in dieser Situation hatten.

     

    Hintergrund der Referierenden:

    Naim* Balıkavlayan ist Trainer*in und Berater*in für ein diskriminierungssensibles Diversity. In der Vergangenheit war Naim* an unterschiedlichen Orten in Berlin und München verantwortlich für Projekte in der Antidiskriminierungsarbeit und des Empowerments von marginalisierten Personengruppen.

    Wir bedanken uns sehr herzlich bei Naim* für den informativen und austauschreichen Workshop, bei den Studierenden für ihre Teilnahme, Mitarbeit und ihr Interesse an der Themenstellung, beim GSiK-Team samt studentischen Hilfskräften für die finanzielle und organisatorische Hilfe sowie bei unserem Lehrstuhlinhaber Herrn Univ.-Prof. Dr. Roland Stein für die Unterstützung.